Kunst im Alltag

Ein kleines Buch fing meinen Blick, als ich bei meinem Nachbarn durch sein Lager ging. Es war ein Lager, das die Welt umfasste. Auf Regalen, in Kartons, auf dem Fußboden , überall stapelten sich Dinge, die irgendwann mal wichtig waren. Dazwischen, auf einem schmalen Tisch, lag dieses kleine Buch, 7 X 17 cm groß, angekohlt, verbogen, zerschunden.

„Was ist das denn?“, fragte ich meinen Nachbarn.

„Aus einer Wohnungsauflösung“, antwortete er knapp. Ich sah das Feuer, in dem dieses kleine Buch lag, bevor es gerettet wurde. Ich nahm es in die Hand, verkohlte Papierschnipsel lösten sich. Noch vorsichtiger packte ich es ein, nahm es mit. Mein Nachbar hatte nichts dagegen. Die Blätter hafteten aneinander. Ich löste sie behutsam. Eine verborgene Welt offenbarte ihre Geheimnisse. Die Frauen in meinen Bildern BLICKFANG, erzählen davon, jede verrät ein anderes Geheimnis. Das kleine Buch ist eine Hauslithurgie aus dem 18. Jahrhundert.

Die rotlackierten High Heels habe ich oben auf einem Schrank im Lager meines Nachbarn entdeckt. Sie eroberten sofort mein Herz.

Leider hatten sie die falsche Größe, aber ich entdeckte dieses Foto, das mein Nachbar von den Schuhen gemacht hat. Ich stellte mir vor, wie ich auf den High Heels die Welt eroberte, Schritt für Schritt oder Bild um Bild. Mit jedem weiteren Bild hat der rote Lack gelitten.

In ROTE SCHUHE 3 sind die High Heels wirklich versaut, dafür strahlen die Äpfel in einem prächtigen Rot. In jeder Hand hält sie einen.

Ich frage mich bis heute, warum Eva damals im Paradies nur vom Baum der Erkenntnis einen Apfel gepflückt hat? Vom Baum des ewigen Lebens hat sie nichts genommen, aber alles findet wieder seine Ordnung.